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Königreich der Himmel
Wer ein Organ für das edle Rittertum des Mittelalters und seiner Ideale hat, der wird von diesem Film (ungekürzte Version) nicht enttäuscht sein. Man sollte sich von negativen Kritiken nicht abschrecken lassen. Der Film ist sicher kein Braveheart, auch werden die Templer viel zu schlecht dargestellt***, aber in unserer Zeit der allgemeinen Kleinkariertheit des Spießbürgertums und des Idealisierens von allem Unedlen, ist das schöne, christliche Menschenbild, welches dieser Film zeichnet, wie Balsam für die Seele; zumindest für meine. Er zeigt den Wahn des Mordens im Namen Gottes, und seine Botschaft ist edel und gut: "Das Königreich der Himmel kann nur eines des Gewissens sein, oder es existiert nicht"; ist seine Aussage. Gott lebt in Deinem Verstand, in Deinem Herzen, und in Deinem Willen; in jedem wahren Gedanken, jedem liebevollen Gefühl Deinen Mitmenschen gegenüber, und in jeder guten Tat. "Was für ein Mann ist ein Mann, der nicht versucht die Welt zu verbessern"; zitiert der Hauptdarsteller des Films eine Inschrift an einem Balken seines Hauses gleich zu Beginn. Und da haben wir ihn schon wieder, den unserer Spießerwelt so verhaßten ''Weltverbesserer''. Auch wenn diese Art Film in den letzten Jahren oft produziert wurde und deshalb etwas abgegriffen auf uns wirken kann, wird eine wirklich vernichtende Kritik über ihn nur jemand schreiben können, dem die schönen und immer wahren Ideale von denen er erzählt, wesensfremd sind; er wird dort nur leeres Pathos hören, wo andere sich erhoben fühlen. Pathos ist ganz sicher recht viel da, aber es ist eben kein leeres. Viele halten heute ihre traurige Unfähigkeit zu mannhaften Tugenden und höheren Idealen für eine besondere Reife ihres Charakters, und zersetzenden Zynismus für erhabene Intelligenz oder Weisheit, doch in Wahrheit sind ihre Herzen bloß taub und satt. In früheren Jahrtausenden war der vermeintliche ''Feind'' wenigstens noch äußerlich greifbar; heute ist der tatsächliche nicht mehr so leicht greifbar, er zermürbt viel mehr langsam-schleichend die Seele durch den hohlen Zeitgeist, durch die materialistischen Gesetze unserer Gesellschaft und ihrer Philister-Spielregeln, er steckt in den fürchterlichen Zuständen um uns her, die alles Edle und Wahre ersticken und langsam alle Lebenskräfte aus unseren Seelen saugen. Der Feind steckt heute in der kranken Luft, der kranken Musik, dem toten Essen, in dem, was wir an Erz-Falschem durch das Fernsehen und unsere Erziehung konsumieren; er steckt in dem kaum-mehr-Vorhandensein irgendeiner Möglichkeit eines edlen und würdigen Lebenswandels, da alles Große vergiftet, alle Ideale verraten, und selbst die schönen Tugenden erfolgreich von den Spießern verdächtig gemacht worden sind. Heute sind es leider fast nur noch solche Kino-Filme, die jungen Menschen etwas anderes vermitteln können, als den gängigen Seelentod; und der Erfolg solcher Filme läßt mich persönlich noch hoffen. - ________________________ *** Rudolf Steiner über die Templer (...)
Zurückverweisen muß ich, um die Konfiguration der Kulturimpulse, die
dann in Goethe eine gewisse Vergeistigung erfahren haben, zu schildern,
auf jene Zeit, in der aus dem europäischen Wollen heraus, und zwar aus
den christlichen Impulsen des europäischen Wollens heraus der Wille
entstanden ist zu den Kreuzzügen. In dieser Zeit, als der Wille in der
europäischen Kulturmenschheit entstanden ist, die heiligen Stätten zu
besuchen, gab es harte Zusammenstöße im gesamten europäischen Leben
zwischen dem, was man luziferische und was man ahrimanische Mächte
nennt. Das heißt, in die fortwirkenden guten, wahrhaft christlichen
Impulse wirkten gewissermaßen von jenen Seiten her, die gestern
charakterisiert worden sind, diese anderen Mächte hinein in der Art,
wie solche Mächte zugelassen werden von der weisheitsvollen
Weltenlenkung, damit dasjenige, was in der weisheitsvollen
Weltenlenkung der Gegenwart geschieht, in der entsprechenden Weise
konfiguriert werde von den aus der Vergangenheit hereinwirkenden
anderen Impulsen, die sich mit den Gegenwartsimpulsen immer
durchkreuzen in der Art, wie wir ja dies öfter besprochen haben. Wir
sehen in dieser Zeit unter vielem, das, wenn man es betrachtet, ich
möchte sagen, zum Frohmachen der Menschenseele ist, wie unter vielem,
was da entsteht, bald nachdem die Kreuzzüge ihre ersten Erfolge
errungen haben, begründet wird im Jahre 1119 der Orden der
Tempelherren. Fünf französische Ritter unter der Führung von Hugo de
Payens tun sich zusammen und begründen an der geheiligt gehaltenen
Stätte, auf der sich das Mysterium von Golgatha vollzogen hat, einen
Orden, der sich ganz weihen soll dem Dienste des Mysteriums von
Golgatha, und der sein erstes wichtigstes Ordenshaus unmittelbar neben
der Stätte hat, wo einst der Salomonische Tempel gestanden hat, so daß
gewissermaßen zusammenwirken konnte an dieser Stätte uraltheilige, für
das Christentum vorbereitete Weisheit und die salomonische Weisheit,
mit allen Empfindungen und allen Gefühlen, die in höchstem Maße aus der
heiligsten Begeisterung für das Mysterium von Golgatha und seinen
Träger entstanden sind. Neben den gewöhnlichen, damals üblichen
Mönchsgelübden, der Pflicht des Gehorsams gegenüber den geistlichen
Oberen, verpflichteten sich die ersten Tempelherren, in intensivster
Weise mitzuwirken dazu, hereinzubeziehen in den Bereich europäischer
Machtentfaltung die Stätten, auf denen sich das Mysterium von Golgatha
vollzogen hat. An nichts sollten sie denken - so war es in den
geschriebenen und namentlich in den ungeschriebenen Ordensregeln
enthalten -, als wie sie in ihrem Herzen, in ihrer Seele ganz sich
erfüllen können mit dem geheiligten Geheimnis von Golgatha, und wie sie
dienen können mit jedem Tropfen ihres Blutes der Hereinbeziehung der
geheiligten Stätte in den Machtbereich des europäischen Willens. In
jedem Augenblick ihres Lebens sollten sie denken, sollten sie
empfinden, daß sie ganz nur dieser Aufgabe gehören, und daß sie nichts
scheuen werden, um diese Aufgabe mit all der Kraft, die jedem einzelnen
zur Verfügung steht, zu verwirklichen. Ihr Blut sollte ihnen nicht
selber gehören, sondern einzig und allein der Aufgabe, die wir
gekennzeichnet haben. Und wenn sie einer dreifachen Übermacht
gegenüberstehen - so war ihnen befohlen -, dürfen sie nicht fliehen;
jeder Templer muß seine Stelle behaupten, auch wenn drei Ungläubige ihm
diese Stelle streitig machen wollen. Und in jedem Augenblick ihres
Lebens mußten sie denken, daß das Blut, das in ihren Adern rinnt, nicht
ihnen gehört, sondern ihrer großen geistigen Aufgabe. Was sie an
Vermögen erwerben sollten, das sollte keinem einzelnen gehören. Nicht
der einzelne sollte irgendeinen Besitz haben, sondern nur der ganze
Orden. Vom einzelnen sollte derjenige, der aus der Reihe der Feinde
einen besiegt, kein anderes Gut erbeuten als die hanfene Schnur, die um
die Lenden gegürtet war, das Zeichen ihrer freiwillig übernommenen
Arbeit für dasjenige, was man dazumal als das Heil für den europäischen
Geist ansah. Eine große, gewaltige Aufgabe, weniger dem Nachdenken als
dem tiefen Empfinden, war gestellt, eine Aufgabe, die dahin ging, das
Seelenleben als individuelles, als persönliches nur deshalb zu stärken,
damit dieses einzelne Seelenleben ganz aufgehen könne in dem
fortlaufenden Strom der christlichen Entwickelung. Das war
gewissermaßen der Stern, der den Tempelrittern bei allem, was sie
dachten, fühlten, unternahmen, voranleuchten sollte. Damit war ein
Impuls in Seelen gegeben, welcher in seiner weiteren Wirksamkeit bei
der weiteren Ausdehnung des Templerordens von Jerusalem aus über die
europäischen Länder zu einer gewissen Durchgeistigung, Durchchristung
des europäischen Lebens hätte führen sollen. Begreiflich kann es
erscheinen bei dem schier unermeßlich großen Eifer, der in diesen
Tempelherrenseelen bestand, daß diejenigen Mächte, welche die
Entwickelung zurückzuhalten haben, sie so zu lenken haben, daß die
Seelen der Menschen von der Erde abgelenkt werden, erdenfremd werden,
gewissermaßen geführt werden zu einem besonderen Planeten, damit die
Erde entvölkert werde, daß die Mächte, die dieses wollten, ganz
besonders sich heranmachen wollten an die Seelen, die also empfanden
und fühlten wie die Tempelritter. Diese Seelen, die ganz sich hingeben
wollten dem Geistigen, an sie konnten leicht jene Kräfte kommen, welche
das Geistige von der Erde wegheben wollen, die nicht wollen, daß das
Geistige auf der Erde ausgebreitet werde, daß der Geist das Erdensein
durchdringe. Und immer ist ja die Gefahr vorhanden, daß die Seelen
erdenfremd und erdenmüde werden, und daß die Menschheit auf der Erde
mechanisiert werde. Da haben wir auf der einen Seite gewaltig
aufstrebendes geistiges Leben, von dem wir voraussetzen dürfen, daß die
luziferische Versuchung ihm nahestehen kann, weil da ein guter
Anhaltspunkt ist für die luziferische Versuchung. Dann haben wir aber
in derselben Zeit, in welcher der Templerorden rasch sich ausbreitete
über die verschiedenen christlichen Länder Europas, im Westen Europas
die Möglichkeit scharfen Einsetzens ahrimanischer Mächte. Denn in der
Zeit, in welcher der Templerorden durch seine Tätigkeit zu großem
Ansehen und auch zu großem Reichtum - als Orden, nicht als einzelner
Templer - gekommen war und sich ausgebreitet hatte auch über den Westen
Europas, in dieser Zeit des ausgehenden 13., des beginnenden 14.
Jahrhunderts, da haben wir im Westen herrschend einen Mann, eine
menschliche Persönlichkeit, welche, man kann geradezu sagen, in der
Seele eine Art Begeisterung empfand durch die moralische Macht oder
respektive unmoralische Macht des Goldes; eine Persönlichkeit, die
geradezu in einseitiger Weise die Vermaterialisierung der Weisheit aus
dem Golde heraus zu ihrer Inspiration bilden konnte. Erinnern Sie sich
an das Märchen von der grünen Schlange und der schönen Lilie, wo der
goldene König zum Repräsentanten der Weisheit geworden ist! Es kann
allerdings, weil in den einzelnen Stoffen auch geistige Kräfte stecken
-denn der Stoff ist immer nur scheinbar, geistige Kräfte stecken
dahinter, wenn sie auch der Materialist nicht wahrzunehmen vermag -, es
kann geradezu das Gold zum Inspirator werden. Eine hochbegabte, mit
außerordentlicher, mit höchster Klugheit ausgestattete Persönlichkeit
ist zugänglich dieser Inspiration durch das Gold mit geradezu ärgster
ahrimanischer Weisheit. Das ist der von 1285 bis 1314 in Frankreich
regierende König Philipp der Schöne, Philipp IV.
Philipp IV. der Schöne kann geradezu ein genial-habsüchtiger Mensch
genannt werden, ein Mensch, der den instinktiven Drang in sich
verspürte, nichts anderes anzuerkennen in der Welt als das, was mit
Gold aufgewogen werden kann, und niemandem wollte Philipp der Schöne
eine Macht über das Gold zugestehen als nur allein sich selber.
Geradezu alles, was an Macht durch das Gold bewirkt werden kann, wollte
er in seinen Machtwillen hineinzwingen. Das wurde bei ihm zur großen,
welthistorischen Marotte. Das führte dahin, daß bei dem an sich nicht
sehr bedeutungsvollen Anlaß, als der Papst Bonifatius den französischen
Geistlichen verbot, Steuern zu bezahlen an den französischen Staat,
Philipp IV. der Schöne ein Gesetz machte, welches verbot, Gold und
Silber aus Frankreich auszuführen. Alles Gold und Silber, das in
Frankreich ist, sollte in Frankreich verbleiben nach seinem Willen;
aber er sollte die Macht haben über alles Gold und Silber. Das war, man
könnte sagen, seine Idiosynkrasie. Daher versuchte er, für sich das
Gold und das Silber zu behalten und den übrigen Leuten, die er
regierte, nur Scheinwerte zu geben, das heißt, er ließ die Münzen so
schlecht wie möglich prägen, um in seinem Gold- und Silberschatze
zurückzubehalten das Gold und den Münzen nur möglichst wenig
beizugesellen. Aufruhr und Empörung des Volkes gerade über solche
Maßnahmen konnten ihn nicht abhalten, in dieser Weise immer
weiterzugehen. So daß, als er einen letzten Versuch machte, möglichst
wenig Gold und Silber den Münzen beizumischen, er sich, durch eine
Volksempörung veranlaßt, in die Tempelstätte der Templer flüchten
mußte. Da hatte er bei den Templern, durch seine Gewaltmaßregeln dazu
veranlaßt, seinen Schatz, seinen Goldschatz verbergen lassen. Er war
erstaunt, wie schnell die Templer den Volksaufruhr beruhigen konnten.
Aber er war zu gleicher Zeit von Furcht erfüllt, weil er gesehen hatte,
wie groß die moralische Macht der Templer über das Volk war, und wie
wenig er, der nur vom Golde inspiriert war, vermochte gegenüber der
moralischen Macht der Templer, die dazumal auch schon reiche Schätze
hatten, die ungeheuer reich waren, aber nach ihrer Ordensregel allen
Reichtum ihres Ordens in den Dienst geistigen Wirkens, geistigen
Schaffens stellen mußten. Wenn eine Leidenschaft so stark wird, wie bei
Philipp dem Schönen die Gold- und Silbergier war, dann presst sie in
der menschlichen Seele starke Kräfte aus, Kräfte, die einen starken
Einfluß haben auf die Willensentfaltung gegenüber den übrigen Menschen.
Beim Volke hatte Philipp der Schöne wenig Einfluß; um so mehr aber bei
denjenigen, die seine Kreaturen waren, und das war denn doch ein großes
Heer. Und er verstand seine Macht zu gebrauchen, dieser Philipp der
Schöne. Als der Papst Bonifatius ernst nicht seinen Willen tun wollte,
das heißt, die Geistlichen in Frankreich möglichst viel bezahlen lassen
wollte, da zettelte Philipp IV. der Schöne eine Verschwörung an gegen
den Papst Bonifatius, und der Papst Bonifatius konnte nur noch von
seinen Anhängern befreit werden. Er starb aus Gram sehr bald darauf.
Das war zu derselben Zeit, als Philipp IV. der Schöne es unternahm,
überhaupt die Kirche ganz und gar in die Gewalt des Königtums zu
bringen, die Kirchenoberen nur zu Knechten der vom Golde regierten
königlichen Gewalt zu machen. Deshalb brachte er es zustande, daß der
Papst nach Avignon übersiedelte, und es begann unter Philipp dem
Schönen die in der Geschichte oftmals genannte europäische
«babylonische Gefangenschaft» der Päpste, die vom Jahre 1309 bis 1377
dauerte. Eine völlige Kreatur in den Händen Philipps IV. des Schönen
von Frankreich war der Papst Clemens V., der vorher Bischof von
Bordeaux gewesen war und dann in Avignon residierte, der nach und nach
durch den gewaltigen Willen Philipps des Schönen so weit gekommen war,
daß er gar nicht mehr einen eigenen Willen hatte, sondern wirklich
seine kirchliche Gewalt nur dazu verwendete, um Philipp dem Schönen zu
dienen, allem, was Philipp der Schöne wollte. Und Philipp der Schöne
wollte vor allen Dingen, wie aus einer tiefen Leidenschaft heraus, sich
zum Herren aller Reichtümer, die damals verfügbar waren, machen. Kein
Wunder, daß er - vor allem, nachdem er gesehen hatte, welch andere
Bedeutung das Gold auch haben kann in anderen Händen - vor allen Dingen
diese anderen Hände vernichten wollte, die Hände der Templer, um ihr
Gold zu erbeuten und sich in den Besitz ihres Goldes zu setzen, in den
Besitz aller ihrer Schätze. Nun sagte ich: Solch eine Leidenschaft, die
auf eine solch materielle Weise angeregt wird und die so intensiv ist,
die erzeugt zugleich in der Seele starke Machtkräfte; sie erzeugt aber
auch, wenn auch nach dem Ahrimanischen hin gehende, Erkenntnisse. Und
so konnte es sein, daß in der Seele Philipps IV. des Schönen gewisse
Erkenntnisse aufgingen, ich möchte sagen, von nachgeordneter Art, von
derjenigen Weise des Erkennens, die wir aufflammen gesehen haben in
herbster, abscheulicher Weise in den mexikanischen Mysterien. Was man
bewirken kann, wenn man in der richtigen Weise Leben überwindet in der
Welt, wenn auch in anderer Weise als die mexikanischen Eingeweihten,
wenn auch nicht in so unmittelbarer, sondern mittelbarer Weise, das
ging Philipp IV. dem Schönen auf. Und wie aus tief unterbewußten
Impulsen heraus fand er die Mittel, aus dem Töten von Menschen heraus
unterbewußte Impulse der Menschheitsentwickelung einzuverleiben. Dazu
brauchte er seine Opfer. Und in einer ganz merkwürdigen Weise stimmte
zusammen dieser teuflische Instinkt Philipps IV. des Schönen mit
demjenigen, was sich auf der anderen Seite im Schöße der Templer
notwendigerweise entwickelte durch ihr den gekennzeichneten Dingen
geweihtes Leben. Selbstverständlich, wo so etwas Edles, Großes auftritt
wie bei den Templern, da gliedert sich auch an dieses Große, Edle
manches Ungehörige an, vielleicht auch manches Unmoralische; und daß es
selbstverständlich auch Templer gegeben hat, denen man allerlei
vorwerfen kann, das soll nicht bestritten werden. Aber im Sinne der
Tempelrittergründung war das nicht. Im Sinne der Tempelrittergründung
war zuerst das, was die Templer für Jerusalem geleistet hatten, und
dann das, was zur Verchristung der ganzen europäischen Kultur geleistet
werden konnte. Denn allmählich breiteten sich die Templer aus in
einflußreichen Gesellschaften über England, Frankreich, Spanien und
einen Teil Italiens, über Mitteleuropa, überall breiteten sich die
Templer aus. Und bei einzelnen Templern bildete sich in einem höchsten
Grade aus dieses ganze Erfülltsein der Seele mit dem Empfinden von dem
Mysterium von Golgatha, mit dem Empfinden von all dem, was mit dem
christlichen Impulse zusammenhängt. Stark und intensiv wurde die Kraft
dieses Verbundenseins mit dem Christus in den Templern. Das war ein
richtiger Templer, der gewissermaßen nichts mehr von sich wußte,
sondern, wenn er empfand, den Christus in sich empfinden ließ, wenn er
dachte, den Christus in sich denken ließ, wenn er begeistert war, den
Christus in sich begeistert sein ließ. Waren es vielleicht wenige, aber
gegenüber der gesamten Masse des Tempelrittertums war es immerhin eine
stattliche Anzahl von Männern, in denen dieses Ideal eine völlige
Umwandelung, eine ganze Metamorphose des Seelenlebens bewirkt hat, die
Seele wirklich oft und oft herausgebracht hat aus dem Leibe, sie leben
hat lassen in der geistigen Welt. Dadurch war etwas ganz Merkwürdiges
im Kreise der Templer vor sich gegangen; etwas ganz großartig
Gewaltiges war dadurch im Kreise der Templer vor sich gegangen, ohne
daß diese Templer gekannt hätten die Regeln der christlichen Initiation
durch etwas anderes als durch den Opferdienst. Zuerst in den
Kreuzzügen, dann in dem geistigen Wirken in Europa, wurde ihre Seele
von der intensiven Hingabe an die christlichen Impulse und an das
Mysterium von Golgatha so inspiriert, daß das Resultat war das Erleben
der christlichen Einweihung bei vielen Templern, bei einer stattlichen
Anzahl der Templer. Und wir haben das welthistorische Ereignis vor uns,
daß auf weltgeschichtlichem Untergrunde einer Reihe von Männern aus den
Untergründen, aus dem Schöße des menschlichen Werdens heraus die
christliche Einweihung erwächst, das heißt, das Schauen derjenigen
geistigen Welten, die dem Menschen zugänglich werden sollen durch die
christliche Einweihung. Das fordert immer Gegenkräfte heraus,
Gegenkräfte, die ja in der damaligen Zeit reichlich vorhanden waren.
Das, was also in die Welt tritt, wird nicht nur/geliebt, es wird auch
unbändig gehaßt. Weniger Haß als die Begierde, hinwegzuräumen von der
Welt eine solche Gesellschaft und ihr ihre Schätze, die ihr reichlich
zugeflossen waren und die sie nur verwenden sollte im Dienst des
Geistes, zu entwenden, das lebte in Philipp IV. dem Schönen. Nun ergibt
sich immer für eine solche Initiation, wie sie jetzt die Folge war bei
einer Reihe der Tempelritter, auch die Möglichkeit, nicht nur zu sehen
das Beseligende, das Göttliche, sondern auch die luziferischen und
ahrimanischen Kräfte zu sehen. Alles das, was dem Göttlichen
entgegenwirkt, alles das, was den Menschen in die ahrimanische Welt
hinunterzieht und in die luziferische Welt hinaufzieht, all das
erscheint neben dem Einblick in die normalen geistigen Welten dem, der
eine solche Initiation durchmacht. All die Leiden und all die
Versuchungen und all die Anfechtungen, die an den Menschen herankommen
durch die dem Guten gegnerischen Mächte, denen steht der also
Initiierte gegenüber, und er hat schon Augenblicke, in denen vor seinem
geistigen Blicke, vor dem Seelenblicke schwindet die gute geistige
Welt, und er sich wie gefangen sieht von dem, was Macht über ihn
gewinnen will, und sich in den Händen sieht der
ahrimanisch-luziferischen Mächte, die ihn ergreifen wollen, die sich
seines Willens, Denkens, Fühlens, Empfindens bemächtigen wollen. Das
sind ja die aus den Schilderungen derjenigen, die in die geistige Welt
hineingesehen haben, genugsam bekannten geistigen Anfechtungen. Und es
war so mancher aus dem Kreise der Tempelritter, der einen tiefen Blick
hineintun konnte in das Mysterium von Golgatha und seine Bedeutung, der
einen tiefen Blick hineintun konnte in die christliche Symbolik, wie
sie sich herausgebildet hatte durch die Entwickelung des Abendmahles,
der den tiefen Hintergrund dieser Symbolik schauen konnte. Mancher, der
infolge seiner christlichen Initiation hineinschauen konnte in das, was
an christlichen Impulsen durch das geschichtliche Werden der
europäischen Völker ging, mancher, der in diese Dinge hineinschauen
konnte, sah aber auch anderes. Er erlebte es sozusagen an eigener
Seele, weil es als Anfechtung über ihn kam, die er immer wieder
überwand; die sich ihm zeigte, weil er erkennen mußte, wessen eine
menschliche Seele fähig sein kann, wenn sie sich dessen auch nicht
bewußt wird. Der Initiierte wird sich dessen bewußt und sucht zu
überwinden, was im Unterbewußten sonst bleibt. So lernte manch solcher
Tempelritter kennen jenen teuflischen Drang, der sich des menschlichen
Wollens und Fühlens bemächtigt, herabzuwürdigen das Mysterium von
Golgatha. Und in den Traumbildern, von denen solch ein Initiierter
heimgesucht werden kann, erschien manchem visionär - das war bei der
Art, wie diese Initiation entstanden war, durchaus möglich, namentlich
da ja die luziferischen Kräfte versuchend an der Seite standen -
gewissermaßen die Kehrseite der Verehrung des Symbols des Kruzifixus.
Er sah in der Vision, wie die menschliche Seele fähig werden konnte, zu
verunehren das Kreuzessymbolum, zu verunehren die heilige Handlung der
Konsekration der Hostie; er sah jene menschlichen Kräfte, welche dahin
drängen, ins alte Heidentum wiederum zurückzuführen, anzubeten das, was
die Heiden angebetet haben und zu verachten den christlichen
Fortschritt. Wie die Menschenseele solchen Anfechtungen erliegen kann,
das wußten diese Menschen, weil sie es bewußt überwinden mußten. Und
Sie schauen da hinein in dieses Seelenleben, von dem wenig erzählt die
äußere Geschichte. So ein rechtes Wissen, wenn auch nur instinktiver
Art, von diesen Tatsachen des Seelenlebens hatte durch seine
ahrimanische Gold-Initiation auch Philipp IV. der Schöne. Der wußte
etwas davon, bis zu dem Grade sogar, daß er es seinen Kreaturen
mitteilen konnte. Und nun wurde, nachdem man eine grausame
Gerichtsprozedur heraufbeschworen hatte, durch die man allerlei
Untersuchungen angestellt hatte, etwas in Szene gesetzt, was von
vornherein beschlossen war. Man machte, angestiftet von Philipp IV. dem
Schönen, mit den Kreaturen, die zu der Untersuchung herangezogen waren
gegen die Templer, Anschläge. Aller möglichen Laster, von denen man
wußte, daß sie sie nicht hatten, wurden sie angeklagt. Man hat sie
eines Tages in Frankreich überfallen, um sie alle einzusperren, und
nachdem man sie eingesperrt hatte, hat man sich möglichst schnell aller
ihrer Schätze gleich bemächtigt, sie alle konfisziert. Man machte nun
Gerichtsprozeduren, in denen, ganz unter dem Einflüsse Philipps IV. des
Schönen, die Folter in ausgiebigstem Maße angewendet wurde. Alle nur
auftreibbaren Tempelritter wurden den schlimmsten Folterungen
unterworfen. So wurde hier die Folter angewendet zu ähnlichen
Oberwindungen des Lebens, wie Sie sie ja in ihrer Bedeutung
kennengelernt haben. Möglichst viele Leute zu foltern, das gehörte mit
in die Intentionen Philipps des Schönen. Und die Folterung wurde in der
grausamsten Weise vollzogen, so daß eine große Zahl, ja die größte Zahl
der gefolterten Tempelritter bis zur Bewußtlosigkeit gefoltert wurden.
Das wußte Philipp IV. der Schöne, was da herauskommt, wenn das
Bewußtsein getrübt wurde, wenn diese Leute auf der Folter liegen unter
den entsetzlichsten Qualen; er wußte: da kommen die Bilder der
Anfechtungen heraus! Und nun wurde unter Anstiftung Philipps IV. des
Schönen eine Katechisierung zusammengestellt, ein Katechismus von
Suggestionsfragen, so daß man die Fragen so stellte, daß immer in der
Frage herausgefordert wurde die Antwort, und die Antwort gegeben aus
dem durch die Folter getrübten Bewußtsein. Die Frage wurde gestellt:
Habt ihr die Hostie verleugnet und bei der Konsekration nicht die
Konsekrationsworte gesprochen? - Und die Tempelritter gesunden das,
weil ihr Bewußtsein getrübt war durch die Folter, weil die dem Guten
entgegenstehenden Mächte aus ihren Visionen heraus sprachen. Und sie
klagten sich an, während sie in ihrem bewußten Leben dem
Kreuzessymbolum, dem Kruzifixus, die höchste Verehrung
entgegenbrachten, daß sie es bei der Aufnahme anspeien; und sie klagten
sich an aller der schlimmsten Verbrechen, die in dieser Zeit sonst als
Anfechtungen in ihrem Unterbewußtsein lebten. Und so stellte man
zusammen aus dem, was die Tempelritter gestanden haben auf der Folter,
daß diese Tempelritter angebetet hätten ein Idol statt des Christus,
ein Idol eines Menschenkopfes, dessen Augen leuchtend werden, daß sie
bei ihrer Aufnahme widerwärtigen Prozeduren schlimmster
geschlechtlicher Art unterworfen würden, daß sie die Wandlung nicht in
der richtigen Weise vollziehen, daß sie die schlimmsten
geschlechtlichen Laster treiben, daß sie eben bei ihrer Aufnahme
abschwören das Mysterium von Golgatha; und man hatte die ganze
Katechisierung so eingerichtet, daß selbst der Großmeister des
Templerordens unter der Folter gezwungen worden ist, aus dem
Unterbewußten heraus diese Zugeständnisse zu machen. Es ist eines der
traurigsten Kapitel der Menschheitsgeschichte, aber eines derjenigen
Kapitel der Menschheitsgeschichte, die man nur verstehen kann, wenn man
sich klar ist darüber, daß hinter dem Schleier dessen, wovon die
Geschichte erzählt, wirksame Kräfte stehen, und daß das Menschenleben
wahrhaftig ein Kämpfen ist. Es wäre eine Leichtigkeit - ich will jetzt
alles übrige, was noch zu erzählen wäre, weglassen wegen der kurzen
Zeit - zu zeigen, wie alle Scheingründe dafür sprachen, die Templer zu
verurteilen. Manche blieben bei den Geständnissen, manche flüchteten;
ein großer Teil wurde verurteilt, und wie gesagt, selbst der
Großmeister, Jakob Bernhard von Molay, wurde durch die Folter
gezwungen, in der gekennzeichneten Weise auszusagen. Und so kam es
denn, daß Philipp IV. der Schöne von Frankreich es dahin bringen
konnte, seine Kreatur, den Papst Clemens V. zu überzeugen - es war
nicht schwierig! -, daß die Templer alle die schändlichsten Laster
begangen hätten, daß sie die unchristlichsten Ketzer seien. Alles das
segnete der Papst Clemens V. auch mit seinem Segen, und es wurde von
Clemens V. der Templerorden aufgehoben, vernichtet. Vierundfünfzig
Tempelritter, auch Jakob Bernhard von Molay, wurden verbrannt. In den
übrigen europäischen Ländern wurde ihnen bald danach auch der Prozeß
gemacht, in England, in Spanien, dann auch bis nach Mitteleuropa,
Italien herein. So sehen wir, wie hineindringt mitten in die
europäische Entwickelung dasjenige, was die Auffassung des Mysteriums
von Golgatha und seiner Wirksamkeit durch den Templerorden war. Im
tieferen Sinne müssen die Dinge doch angesehen werden als von einer
gewissen Notwendigkeit bedingt. So aufzunehmen die Impulse von
Weisheit, Schönheit, Stärke, wie die Templer das wollten, dazu war die
Menschheit zu der Templer Zeiten noch nicht reif. Und außerdem war es
durch Gründe, die wir auch noch kennenlernen werden später, durch
Gründe, die in der gesamten europäischen Geistesentwickelung liegen,
bedingt, daß nicht in der Form, in der die Templer sich in die geistige
Welt hineinleben, diese geistige Welt errungen werden sollte. Sie wäre
zu schnell errungen worden, wie es luziferische Art ist. Und wir sehen
wirklich einen der bedeutungsvollsten Zusammenstöße Luzifers und
Ahrimans: Luzifer nur die Templer gleichsam hindrängend, in ihr Unglück
hineindrängend; Ahriman durch die Inspiration Philipps IV. des Schönen
wirksam. Wir sehen ein bedeutsames Zusammenstoßen in der
Weltgeschichte. Dasjenige aber, was in den Templern lebte und wirkte,
das konnte nicht ausgerottet werden. Geistiges Leben kann nicht
ausgerottet werden. Geistiges Leben lebt und webt fort. Mit den
Templern, gerade mit jenen vierundfünfzig, die dazumal verbrannt worden
waren durch Philipp IV., war allerdings manche Seele in die geistige
Welt hinaufgezogen, die auf der Erde noch manches gewirkt hätte im
Sinne der Templer, und auch Schüler herangezogen hätte, die in
demselben Sinne gewirkt hätten. Aber es sollte anders kommen. Durch
jene Erfahrungen, die die Seelen durchgemacht hatten unter den
furchtbarsten Folterqualen, unter dem Einflüsse des unter der Folter
erpreßten Visionsgeständnisses, lebten sich diese Seelen in die
geistige Welt hinauf. Und ihre Impulse, die nun zwischen ihrem Tode und
ihrer nächsten Geburt, ihrer nächsten Inkarnation auf die Seelen
ausgehen, die herunter gekommen sind seither, und auch auf die Seelen,
die noch oben sind und auf ihre Inkarnation warten seit jener Zeit, die
sollten verwandelt werden aus der Art und Weise der Wirksamkeit in der
physischen Erdenwelt in geistige Wirksamkeit. Und zum
Inspirationsprinzip für viele sollte das werden, was jetzt von diesen
Templerseelen kam, die auf diese elende Art hingemordet worden sind und
die noch erleben mußten vor ihrem Tode, vor dem Verbrennungstode, ein
Furchtbarstes, das ein Mensch erleben kann. Es sollten aus diesen
Erlebnissen gewaltige Impulse in menschliche Seelen herunterfließen.
Und bei mancher menschlichen Seele könnten wir dieses nachweisen. Wir
wollen auch heute mehr im Erkenntnis- und geistigen Gebiete bleiben,
wie ich das in den anderen Fällen tat, wo ich in den letzten Tagen
Beispiele gegeben habe. Inspiration auch des kosmischen Wissens der
Templer, sie wurde immer gegeben. Daß schließlich das Volk nach und
nach auch die Templer als Ketzer angesehen, nachdem sie gefoltert und
verbrannt worden waren, das ist ja nicht zu verwundern; daß das Volk
auch geglaubt hat, daß sie alles mögliche Schändliche getrieben haben,
das ist nicht zu verwundern. Ich weiß nicht, wenn es jemand gefallen
würde, das Teufels-Spiel, das gerade vorhin aufgeführt worden ist, in
welchem Mephisto, die Lemuren, die Dick- und Dürrteufel auftreten, als
besonders ketzerisch zu verdammen, ob sich nicht zahlreiche Menschen
aus dem Volk finden würden, die das auch als etwas Ketzerisches ansehen
würden! Nur daß man nicht mehr dieselben Mittel in der heutigen, etwas
wehleidigeren Zeit anwendet, wie sie Philipp IV. der Schöne von
Frankreich anwandte. In so manche Seele ist das kosmische Wissen, das
diese Templer gehabt haben, hineingegangen. Viele Beispiele könnte man
anführen, wie die Templer-Inspiration in die Seelen gezogen ist. (...)
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