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Was das Leben ihr entgegenbringt

Susanne Schäfer, »Mittler zwischen Hirn und Händen, Mein Weg von der Erstarrungs- und Schlafkrankheit, zur Heilung der Wunde des Materialismus«,
Verlag Freies Geistesleben, 248 Seiten, gb., Stuttgart 2006, € 19,90

Das Buch »Mittler zwischen Hirn und Händen« ist ein weiterer Teil der Autobiografie von Susanne Schäfer (bereits erschienen: »Sterne, Äpfel und rundes Glas« und »Die Schlafkrankheit Narkolepsie, Ein Erfahrungsbericht über Lachschlag, Schrecklähmung und Pennen in Pappkartons«), sie begreift es aber zugleich als Beschreibung eines urbildlichen Entwicklungsweges.
Susanne Schäfer schlägt sich mit ihrer Behinderung — mit 33 Jahren wird ihr auch die Diagnose Parkinson gestellt — tapfer durch, geht ihrer Arbeit nach, arbeitet für die Narkolepsie-Selbsthilfegruppe und erforscht neurologische Zusammenhänge. An sich selbst experimentiert sie ständig mit Medikamenten, was sie manchmal in bedrohliche Situationen bringt. Sie schaut immer wieder Videos an, die sie von ihren eigenen Dyskinesien und denen anderer junger Parkinsonpatienten gemacht hat, um das Wesen dieser Bewegungsabläufe zu verstehen, und begreift sie als sinnvolle Bewegungen, die nur viel zu schnell ausgeführt werden. Sie hat das Gefühl: „Wir rennen unserem Willen ständig hinterher.“ Dadurch, dass ihre Bücher im Verlag Freies Geisteslieben erschienen sind, hat sie nach und nach die Anthroposophie kennen gelernt. Sie findet bei Rudolf Steiner beschrieben, was sie erlebt und an sich selbst erforscht hat. Susanne Schäfers unerbittliche Wahrheitssuche führt sie schließlich an einen Wendepunkt in ihrer Entwicklung. Als sie sich auf ein Leben erstarrt im Rollstuhl sitzend und pflegebedürftig gefasst machen muss, hat sie ein Schlüsselerlebnis von Karmaerkenntnis und Christusbegegnung. Sie schreibt nur zart andeutend darüber, weil es nicht in Worte zu fassen sei. In Verbindung mit diesem Erlebnis geht eine Heilung all ihrer Krankheitszustände einher. Ich war von der Lektüre tief beeindruckt. Es ist wie »Anthroposophie von unten«. Auch ist das Buch ein Beispiel dafür, was ein Mensch aus einem scheinbar nicht zu bewältigenden Schicksal machen und lernen kann. Und dass am Ende der unbeirrten Suche der Christus steht ...


Barbara Oehl / Die Christengemeinschaft, 1/2008

 

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Vom Geheimnis des Willens

Dem Verlag freies Geistesleben gebührt große Achtung. Er hat mit Susanne Schäfer zusammen ein Buch herausgebracht, das einzig dasteht. Darin wird von Frau Schäfer selbst Schritt für Schritt aufgezeichnet, wie ein Mensch mit mehreren schweren Behinderungen gesund werden kann. Ein Wunder geschieht! Doch nirgends wird mit Sensationsschlagzeilen gefochten. Nein, der Leser muss all die von Frau Schäfer gemachten Prozesse mitdurchstehen. Und wahrlich ist's ein Gang, man scheut sich, dies auszusprechen, der durch die Hölle führt. Susanne Schäfer ist ein Phänomen. Bereits in zwei vorangegangenen Büchern dokumentiert sie bestechend ehrlich ihre Auseinandersetzung mit Autismus und Narkolepsie (Schlafkrankheit). Mit nicht erlahmendem Interesse und vorbildlicher Widerstandskraft stellt sie sich jetzt auch noch dem zusätzlich diagnostizierten juvenilen Parkinson-Syndrom. Die Behandlung mit L-Dopa wird geschildert, dessen Wirkungen bis ins letzte Detail beschrieben. Die guten und schrecklichen Phasen lernen wir kennen. An Kongressen wird Kontakt zu Spezialisten der Neurologie und zu Mitpatienten gesucht, bis die Frage an Frau Schäfer herantritt, ob sie sich zu einem Hirnschrittmacher entschließen könnte. Dies wird abgelehnt. In misslichen Verhältnissen, was die innere und äußere Lebenslage betrifft, forscht sie jedoch unermütlich-rebellisch weiter. Hilfe erfährt sie durch einzelne Freunde und Freundinnen, die Mutter und Piebald, ihren Tauben-Mitbewohner, ihren Geistboten. Anregung und Forschungsresultate bedeutender Menschen prüft sie auf Herz und Nieren. Dabei wird Rudolf Steiner zentral für sie. Susanne Schäfer erkennt existenziell, dass der Mensch nicht hirngesteuert ist, dass an den Nervenschnittstellen, den Synapsen, Wesentliches geschieht, dass der menschliche Wille dort eingreifen kann. Und so geschieht es, dass Frau Schäfer auf ihrem unverwechselbaren Weg der Christus-Kraft begegnet, die Geistesfeuer, Zukunftsmut und Frieden verleiht: Heilung bewirkend. Doch diese gilt es zu stabilisieren. Mit Lebensfreude entledigt sich die unkonventionelle Frau ihres Hausrates und betreibt mit viel Humor einen Trödelmarktstand. Medikamente werden keine mehr eingenommen! Susanne Schäfer entpuppt sich als Mensch, der zum Lebendigen vordringt, das nicht vorausgedacht, determiniert werden kann, sondern nur aus dem Moment heraus neu geschaffen wird. Und die bald 41-jährige Frau Schäfer setzt sich nach diesem Schicksalsmarathon nicht zur Ruhe. Es geht weiter, auf Leben und Tod. Gemäß dem internationalen Knochenmark-Spenderregister ist sie weit und breit der einzige Mensch, der einem an Marmorknochenkrankheit leidenden Kleinstkind helfen kann. Die Kinder sind ihre Hoffnung. Susanne Schäfer willigt ein.

Martin Reinhard / Gegenwart Nr. 3/2007

 

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Worte zu Susanne Schäfer

 Die wenig ermutigenden öffentlichen Resultate der Anthroposophie nach so vielen Jahrzehnten; die oft sogar gar nicht wirklich gesunden Anthroposophen; die Tatsache, dass unsere moderne Gesellschaft Anthroposophie nach wie vor nicht aufgenommen hat, und wo es so scheint, häufig nur sehr oberflächlich oder ganz verkehrt und gar entchristet, zeigen, dass das offizielle anthroposophische Treiben - abgesehen von glücklichen Einzelnen – wenig moralisches Leben und somit kaum reale geistige Kraft besitzt, da es sich allgemein viel zu kopflastig entwickelt hat. Man schaue sich die vielen belesenen anthroposophischen Autoritäten an, mit ihren Bergen von spirituellem (Buch-)Wissen, welches man sich gerne auch noch streitend gegenseitig um die Ohren haut: Das religiöse Herz ist dabei oft sichtlich zu schwach. Vor allem der Intellekt ist stark und beherrscht alles. Dieser ist moralisch jedoch unfruchtbar und nur ein irdischer Helfer. Eine bloß intellektuelle Anthroposophie ist in Wahrheit keine, und erreicht zudem junge Menschen nicht. Doch gerade dort müsste Rudolf Steiner gehört werden. Viele Vorwürfe, die Außenstehende den Anthroposophen machen - auch aus anderen spirituellen Strömungen kommend – stimmen oft leider durchaus: Viel Wissen, aber kaum Leben. Es fällt manchen Anthroposophen längst auch selber auf. Man nimmt es intern durchaus wahr und schreibt darüber. Man kennt seelisch gescheiterte oder ausgebrannte Anthroposophen(1) ohne ausreichende Kraft, das Wissen auch entsprechend zu leben. Woran liegt das? Das eigene Schicksal oder Karma bewusst als Schulungsweg begreifen und willkommen zu heißen, ist für jeden Christen essenziell von Bedeutung. Aber es wirklich konsequent auch zu leben, ist nicht so leicht, wie es ausgesprochen oder in Bücher geschrieben ist. So schwer mir persönlich dieser Gedanke auch fällt: Rudolf Steiner hat uns (fast) alle haushoch idealistisch überschätzt, was die moralische Praxis betrifft. Darüber kann es für mich mittlerweile keinen Zweifel mehr geben. Er hat weit mehr Vertrauen und Glauben in die Menschen gesetzt, als diese offensichtlich erfüllen konnten oder wollten(2). Wenn wir von ihm erfahren, dass wir als Erstes lernen sollen, allen Anfechtungen und Prüfungen des Lebens ohne Angst und Wanken standzuhalten, dann ist das die ersten Jahre, wenn man es immer wieder in anderen Worten bei ihm liest, durchaus erbauend und hat seinen stärkenden Effekt, aber verwirklicht ist es damit noch lange nicht. Gedanken-Erkenntnisse als solche, wenn sie von uns nicht gelebt und so überhaupt erst moralisch wahrgemacht werden, nutzen sich langsam wieder ab und verlieren ihre Kraft. Sie können dann schlimmstenfalls sogar zur Desillusionierung, zum Zynismus und Pessimismus führen. Und häufig wird am Ende dann versucht, ihnen durch eine lieblose Dogmatik scheinbare Kraft zu verleihen. - Susanne Schäfer sagte mir einige Male: „Das Einzige was uns bleibt nach dem Tode und für weitere Inkarnationen ist das moralisch Gelebte“. Es müsste jedem Christen eigentlich auch klar sein, dass, so wichtig die Erkenntnis und das Entwickeln eines lichtvollen Michaelischen-Denkens auch ganz sicher sind als Seelennahrung zur Stärkung und Wandlung, wir trotzdem im Nachtodlichen nicht so sehr danach gefragt werden, wie viel wir wissen, sondern nach unserem moralischen Wesen und Leben? - Ich habe die Anthroposophie begeistert über viele Jahre intensiv studiert (meine verehrend-liebevolle Haltung zu Rudolf Steiner und seiner Anthroposophie kann man in meinen Aufsätzen nachlesen), und dies hat mein Bewusstsein auch äußerst günstig beeinflusst. Aber mein Herz lange noch nicht genug. Kommt das Herz jedoch nicht ausreichend hinterher, kann es zu großen inneren Problemen kommen; ja zur schlimmen seelischen Zerrissenheit. Der Kopf ist grundsätzlich um einiges schneller als das Herz, und das macht es mit dem zu schnell aufgenommenen spirituellen Wissen problematisch. Ja, es gibt tatsächlich ein Zu-Viel an Anthroposophie. Ein ganz individuelles Mehr, als der Einzelne wirklich verdauen kann, überall dort, wo das Herz nicht ausreichend nachkommt. Echte Weisheit ist die Erkenntnis, die lebendige Charaktereigenschaft geworden ist. Bleibt Erkenntnis jedoch nur im Kopf, ist sie tot. Aber darf man Rudolf Steiner aus all dem einen Vorwurf machen? Daraus, dass er die Anthroposophie so gegeben hat, wie er es tat? Nein, denn auf die Freiheit ausgerichtet ist sie. Es ging nicht anders, als für unsere Zeit erste spirituelle Evolutionswahrheiten als eine 'denkbare Geisteswissenschaft' vor die Menschen wieder hinzustellen, und uns dann selbstständig damit machen zu lassen, was wir für richtig halten. Man darf in den freien Willen der Menschen nicht eingreifen. (Gerade daran, dass hier gesündigt wird, erkennt man falsche spirituelle Wege oder Lehren). Und wer will am Ende auch das Handeln Rudolf Steiners wirklich restlos beurteilen können und kritisieren? Also selbst wenn Anthroposophie uns möglicherweise etwas kopflastig nur einen Teil (Denken/Wissen) gegeben hat, wollen wir sie deshalb schlecht oder falsch nennen, nur weil sie uns nicht alles gibt und uns neben der Erkenntnis nicht auch noch unsere individuelle moralische Arbeit abnimmt? Gewarnt hat uns Rudolf Steiner immer wieder: Einen Schritt in der Erkenntnis, drei im Moralischen. Gut, auch das ist erst einmal Theorie, aber Freiheit bedeutet eben, dass wir moralisch selbstverantwortlich werden und unser Individuelles selbständig entwickeln wollen mit Hilfe der Anthroposophie und Gottes, ohne den gar nichts geht.

(...) Man trifft ja heute noch immer viele Menschen, die sagen: Ja warum kommt denn das Unglück? Warum helfen die Götter nicht? - Wir sind einmal in der Zeitepoche der Menschheitsentwicklung, wo die Götter gleich helfen, wenn die Menschen ihnen entgegenkommen, aber wo die Götter darauf angewiesen sind nach ihren Gesetzen, mit freien Menschen, nicht mit Puppen zu arbeiten.(...)

(...) Wir müssen lernen, umgekehrt (als noch bis in das 15. Jahrhundert hinein) zu denken in Bezug auf das Verhältnis des Menschen zu den göttlich-geistigen Welten, wir müssen lernen, im Menschen die Quelle zu suchen, aus der heraus sich die Kräfte entwickeln, durch welche die einen oder die anderen göttlichen Wesen an einen herankommen können. An diesem wichtigen Zeitpunkt der Erdenentwicklung sind wir einmal angelangt. (…) 
(Rudolf Steiner 14.12.1919. GA 194. Die Sendung Michaels). 

 Das Problem ist somit sicher nicht das Licht der wundervollen Anthroposophie, sondern es sind die inneren Widerstände in den Menschen, weshalb das Leben der Inhalte zu sehr fehlt. Deshalb hat sich Ahriman überall breitmachen können, und auch deshalb sind immer noch so wenig Suchende in unserer Zeit an Anthroposophie ernsthaft interessiert: Die Anthroposophen als solche überzeugen moralisch einfach noch nicht. Man erlebt durch sie nicht genug vom wirklichen Geist der Anthroposophie: von Christus. Wir müssen aus uns selber heraus mit heißestem Streben das Religiöse als moralische Praxis entwickeln wollen(2a). Wenn wir das versäumen, dürfen wir uns nicht wundern. Alles spirituelle Wissen, das uns nicht moralisches Leben wird, ist uns sogar viel eher Material zum Gericht, als zum Nutzen, denn wir haben es ja doch besser gewusst. Geisteswissenschaft darf nicht bloß ein intellektuelles Gut sein, sondern sie will unser gesamtes Wesen ergreifen, erleuchten, beleben, genesen. Anthroposophie will durch den Geist zu Christus führen, aber sie tut dies nicht ''automatisch'' und ohne uns, denn sie kann uns unsere moralische Arbeit nicht abnehmen. Das war nie Ihre Aufgabe. Sie ist etwas äußerst Lebendiges, aber viele Menschen töten sie in sich selber ab. Sie soll gerade nicht durch den Intellekt geformt und unterworfen, sich nicht dem Intellekt anpassen und durch diesen etwas anderes werden, sondern der Intellekt soll durch Sie genesen, moralisch-künstlerisch geformt, und ein neues, lebendiges und gesteigertes Vermögen oder Werkzeug werden. Fast überall fehlt heute das lebendige künstlerische Erfassen der Welt und Anthroposophie(2b). Vom Baum des Lebens muss kommen, was den oft viel zu schweren Kopf durch die Kräfte des Herzens gesunden kann. Der Erkenntnis-Baum des Todes sucht den Baum des Lebens! Wie sieht es denn aber damit aus, wenn sich vom Baum des Lebens her einmal in ungewohnt anthroposophisch-unorthodoxer Weise etwas meldet? Wird es wahrgenommen von den Anthroposophen? Kaum. Herbert Wimbauer hat von Susanne Schäfer und ihren Büchern unter seinen Freunden begeistert erzählt und war erstaunt, als da fast gar nichts zurückkam. Gerade bei Susanne Schäfer ist alles worüber sie schreibt oder spricht aus dem Leben, erlebt und gelebt, nichts ist bloße Theorie. Sie ist ein wahrer Lebenskünstler. Gerade auf ein so ursprüngliches Phänomen sollten Anthroposophen doch eigentlich freudevoll hinschauen! Rudolf Steiner hat darauf hingewiesen, dass Anthroposophen auf solche Erscheinungen am Ende des 2. und dem Beginn des 3. Jahrtausends werden hinschauen müssen, um sie nicht zu verschlafen, auf dass sie nicht von der materialistischen Gesellschaft bloß totgetreten werden, da der Materialismus solche Menschen nur als krank ansehen wird (GA 118). Aufmerksam und mit echtem Interesse hinschauen, sie stärken und vor den Attacken Ahrimans verteidigen. Aber die Anthroposophen schauen weg. Und wie zu erwarten war - und auch, wenn man es ganz bestimmt respektieren und loben muss, dass es wenigstens veröffentlicht worden ist - wurde Susannes wunderbares Buch >Mittler zwischen Hirn und Händen< nur äußerst halbherzig vom >Verlag freies Geistesleben< behandelt. Es gab kaum Werbung und auf Ideen der Autorin oder auch Außenstehender wurde grundsätzlich nicht eingegangen. Wen wundert's, wenn es dann auch nicht viel verkauft? Und wenn in unserer Zeit sich etwas ''nicht gut verkauft'', verliert es in den Augen der meisten (bei allem theoretischen Idealismus und geistigem Gebaren) ganz schnell seine Existenzberechtigung. Auch auf Nachfragen für Übersetzungen in andere Sprachen aus anderen Ländern kommend wurde nicht reagiert. Und Susannes wichtiges neues Skript mit dem Titel >Menscheitsgeschwister< wurde kürzlich dann auch vom >Verlag freies Geistesleben< abgelehnt mit der Bemerkung, es sei zu ''gefühlvoll''. Eine Aussage, die Bände spricht. Moralisch gibt es so etwas wie: ''zu gefühlvoll'', einfach nicht, solange die Gefühle echt und gesund sind. So zu urteilen ist genauso Ahriman-logisch, wie einem Menschen zu sagen, er sei ''zu gutmütig'' oder ''zu ehrlich''. Also je gefühlloser, desto besser, was in der Tat ein heimliches Credo moderner anthroposophischer Veröffentlichungen geworden zu sein scheint. Man hält dort mittlerweile nur zu gerne philiströse Nüchternheit für ''Objektivität''. Dies ist der Hohn des abstrakten Kopfes über das Herz. Ich kenne Susanne mittlerweile so gut, dass ich behaupten darf: Ihr Erleben ist echt und ur-gesund, und nicht hysterisch oder ungesund. Und warum sollte sie das unterdrücken wollen oder nüchterner bringen, als es von ihr erlebt wird? Etwa um sich dem vorherrschenden ahrimanischen Geist anzupassen? Was für ein Gewinn ist im Moralischen die Kühle und Unterdrückung des Herzens? Susanne hat ein gründliches wissenschaftliches Denken. Aber dabei ist ihr Herz ebenso intakt, was man nicht gerade von vielen Wissenschaftlern heute behaupten kann. Sie fühlt tiefer, als alle, die ich kenne. Ich selber komme da ebenfalls oft nicht mit, aber ich schreibe dies am Ende wenigstens nicht ihr (oder ihrem Skript) als einen ''Fehler'' zu. Wenn Susanne eine alte tragische indische Sage zitiert, kommen ihr an den entsprechenden Stellen die Tränen. Als ich ihr daraufhin sagte, wie schön ich es finde, dass sie all das so erleben kann, meinte sie: „Wenn ich es nicht wirklich fühle, brauche ich es ja auch nicht zu zitieren“. Es ist ein großes Geschenk, wie viel Susanne an moralischen Früchten und Erkenntnissen aus einem Ereignis, wie z. B. ihrer Knochenmarkspende und damit zusammenhängenden inneren Erlebnissen ziehen kann. Wie reich beschenkt ist die Seele, die dies kann! Und wie arm ist die Wahrnehmung und Erlebnisfähigkeit von Anthroposophen, die diese Erfahrungen und Früchte tatsächlich für so unbedeutend (oder zu gefühlvoll) halten, dass sie Susannes Manuskript ablehnen; während fette Wälzer eines (von Herbert Wimbauer nachgewiesen(3)) die Anthroposophie verfälschenden S. O. Prokofieff in Massen gedruckt und fleißig beworben werden. Susannes Buch >Menschheitsgeschwister< schildert mal eben Anfänge des von Rudolf Steiner angekündigten kommenden Ätherischen-Hellsehens. Und wenn das nicht von Bedeutung ist für den >Verlag freies Geistesleben<, was bitte dann? Im Übrigen richten sich die Geistwelten und die neuen spirituellen Fähigkeiten sicher nicht nach den verstaubten Vorstellungen gewisser orthodoxer Köpfe). -  Sich gründlich über viele Jahre mit der Anthroposophie auseinanderzusetzen, kann bei entsprechend veranlagten Menschen eine kräftige Belebung, ja bisweilen ein Genialischwerden des Intellekts bewirken. Hier ist dann die Gefahr, sich darin zu genügen. Der Intellekt neigt schnell zur Verblendung und Eitelkeit, besonders dann, wenn keine gesunde Religiosität und Frömmigkeit vorhanden ist. Ein genialischer Intellekt ist jedoch noch nicht das neue christliche Denken des lichten Zeitalters. Es kann und will sich an der Anthroposophie entwickeln, der Intellekt soll durch sie spiritualisiert werden, aber dies geschieht nicht ohne unser Herz.

(…) Anthroposophische Geisteswissenschaft muss es ja von ihrem Gesichtspunkte aus immer wieder betonen, daß sie sich an den ganzen vollen Menschen, nicht bloß an den Kopfmenschen wendet, und daß sie dadurch auch zur Anschauung der Verwandtschaft des wissenschaftlichen Forschens und des künstlerischen Schaffens kommt. (…)
(Rudolf Steiner. GA 78. Anthroposophie; ihre Erkenntniswurzeln und Lebensfrüchte. (...)

(…) Unsere gegenwärtige moralische Kultur wird vielfach dadurch verdorben, daß der Mensch auf sei Haupt so unendlich stolz und hochmütig ist (…) (Rudolf Steiner GA 297. 2. Vortrag)

(…) Ganz und gar ahrimanisch würde die Intelligenz der Menschen, wenn das Christus-Prinzip die Seelen der Menschen nicht durchdränge. (…) Der Stolz, den die gegenwärtige Menschheit auf den Intellekt entwickelt, dieser Stolz, er könnte sich schwer rächen an der Menschheit, wenn er nicht durch dasjenige abgelähmt würde, was ich eben auseinandergesetzt habe, wenn er nicht abgelähmt würde durch ein starkes, energisches Bewusstsein: das beste in mir als Mensch dieser und der folgenden Inkarnationen ist, was ich in mir als den Christus-Impuls finde. (…) (Rudolf Steiner GA 296. 5. Vortrag).

(Und mit diesem 'Christus-Impuls in uns' sind eben nicht bloß Abstraktionen oder Gedanken über Christus im Kopf gemeint.) -

 Am Leben und Denken im Buch >Mittler zwischen Hirn und Händen<, oder dem neuen Buch >Menscheitsgeschwister< von Susanne Schäfer kann man etwas über urbildliches Herzens-Denken und Karma-Sehen erfahren. Leben und noch mal Leben bräuchte die gesellschaftlich erstarrte und zu Tode verintellektualisierte Buch-Anthroposophie! Doch wenn einer kommt vom Baum des Lebens, der sich sogar zur (echten) Anthroposophie und zum wahren Rudolf Steiner bekennt, für uns seine Experimente macht und in Buchform anbietet, dann wird ihm wie gewohnt von den Anthroposophen früher oder später die Tür gewiesen. Ein paar Jahre lang war ich jetzt in engerem Kontakt mit Susanne. Sie hat manches bei mir auf bessere und gesündere Bahnen gebracht. Teil ihrer Aufgabe mag es sein, herauszufinden, warum es mit der Anthroposophie auf Erden vielfach so schief gelaufen ist, um mögliche Lösungen zu finden. Die offizielle Anthroposophie braucht Seelen wie Susanne Schäfer, um sie aus der Totenstarre zu holen. Die irdisch gekreuzigte Anthroposophie sucht sie geradezu! Zum Glück hat sich jetzt ein Verlag (Glaré-Verlag) gefunden, um ihr weiterhin Gehör zu verschaffen. -

 Liebe Susanne, Dein Herz ist frei, viel freier als meins. Du weißt, dass ich versuche, niemanden nach verbreiteter Anthro-Manier albern zu ''mystifizieren''; dazu gibst Du auch nie Anlass. Du machst es einem ganz leicht, in Deiner Gegenwart Mensch zu sein; und auch Du möchtest nichts weiter sein, als ein echter Mensch. Du hast mir einmal in einem Restaurant in Hamburg erzählt, man wirft Dir öfters vor, Du seist ''kindisch''. Du bist alles andere als kindisch. Das empfindet bloß Ahriman in den Menschen so. Du bist im besten Sinne kindlich-lebendig. Ich meine in der Tat an Dir die Lebenskräfte eines gesunden Kindes wahrgenommen zu haben, ohne die wir laut Christus nicht mehr zum Geist und zu Gott zurückfinden können (Matthäus 18.3). Deine Seele ist ehrlich, beweglich, offen, erlebnis-, lern-, und liebefähig; wunderbar religiös und frei. Als wir in der Hamburger U-Bahn unterwegs waren und die Leute manchmal blöde glotzten, weil Du so herrlich laut lachst und erzählst, oder wenn Du, weil kein Sitzplatz mehr frei ist, einfach auf das Haltegeländer bei den Eingangstüren kletterst, und man sich dann hinter Deinem Rücken mit dem Kopf schüttelnd anschaute und dabei wohl dachte: „Die ist bestimmt nicht ganz gesund“ usw., dann warst Du in Wahrheit vielleicht der einzig wirklich gesunde Mensch im gesamten Zug. Mit den Augen unseres hohlen Zeitgeistes betrachtet nehmen Dich viele immer wieder gerne nicht ernst und sehen Dich vielleicht als klein an. Aber was klein erscheint in den Augen dieser Welt, ist nicht selten gerade groß vor Gott. Alles, was in meinen Augen bei Menschen wirklich wichtig ist, stimmt bei Dir. Es ist Dir ganz gleich, was die von Mammon heute so schick zurechtgestutzten Schablonen-Menschen um Dich her denken. Auch wenn Du, egal ob es erlaubt ist oder nicht, die Tauben auf dem Hamburger oder Frankfurter Hauptbahnhof fütterst. Ein echter Michaelit bist Du! Schöner als in Deiner Biografie, kann man das gar nicht zeichnen. Wie Du für uns alle in die Haut des Drachens schlüpfst in Form der drei angeblich unheilbaren Krankheiten - die in Wahrheit gar nicht Deine Krankheiten waren, zu denen Du aber vor Deiner Geburt ja gesagt hast – und die Dir sinnbildlich stehen für die Krankheit des Materialismus, und die Du dann mit Christi Hilfe von innen heraus besiegst, das ist wahres Michaelitentum. Bleibe Du Dir immer treu, ganz egal, was auch kommt, und auch wenn es niemand verstehen will; selbst wenn ich Dich irgendwann nicht mehr kapieren sollte. Du darfst Dir in allem treu bleiben, weil Du Gott treu bist. Dein Herz spricht sich unmaskiert und ungezwungen aus. In Deiner Gegenwart fiel es mir ganz leicht, ich selbst zu sein, und an Dir habe ich erkannt, was mir fehlt. -

In aufrichtiger geistiger Verbundenheit
Michael Kiske

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(1) Siehe den schönen Aufsatz: >Ausgebrannte Anthroposophen< von Ansgar Liebhart in >Gegenwart, Nr 2/2008<. Mir dankbarerweise von Susanne Schäfer zugeschickt worden.

(2) Dies ist keine Kritik, denn Vertrauen ist eine Form von Menschen-Liebe. Rudolf Steiner sagte einmal: „Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser“. Hätte er dieses Vertrauen, diesen festen Glauben an die Menschen nicht gehabt, gäbe es heute keine Anthroposophie. Sie waren also absolut notwendig, um das Werk überhaupt vollbringen zu können.

(2a) Und nicht wieder bloß eine neue/alte Dogmen-Religion aus der GA Rudolf Steiners machen wollen.

(2b) … Man findet, wie man durch eine anthroposophische Betrachtung zum Künstlerischen einfach hingetrieben wird, wie wirklich das unkünstlerische Philistertum mit einer wahren, lebendigen Erfassung des Anthroposophischen eigentlich gar nicht mehr vereinbar ist. Deshalb ist es, ich möchte sagen eine solche Misere für unkünstlerische Naturen, sich mit dem Ganzen der Anthroposophie in Einklang zu bringen. ... Dafür muß man auch einen Sinn bekommen, wenn man ins wirkliche lebendige Anthroposophische hineingeht. ... Es zeigt sich unter anderem das Ungeistige in der ungeistigen Stellung, die man zur Kunst einnimmt. Und es wird, wenn die Menschheit sich überhaupt aus dem Ungeistigen heraus retten will, einer der Faktoren zu dieser Rettung auch die Hinneigung zum Künstlerischen sein. Wahres Leben wiederum im Künstlerischen: Anthroposophie kann dazu führen. …

… Sehen Sie, man kann eigentlich nicht anders, wenn man wirklich in das Geistige der Welterscheinungen hineinkommt, als allmählich die vertrackt-abstrakten Vorstellungen übergehen zu lassen in lebendiges, farbiges, gestaltiges Weben und Wesen. Ganz unversehens, möchte ich sagen, wird die ideenmäßige Darstellung zur künstlerischen Darstellung, weil dasjenige, was um uns herum ist, im Künstlerischen lebt. Es ist deshalb durchaus immer das Bedürfnis da, aufzuwecken diese impertinent abstrakten Begriffsbestimmungen — physischer Leib, Ätherleib, Astralleib, all das, was da begrifflich ideell ist, dieses impertinent geradlinig, dieses impertinent philiströs Definierbare, dieses schauderhaft wissenschaftlich zu Bestimmende —, das abzustufen in die künstlerische Farbe und Form. Das ist ein inneres, nicht bloß ein äußeres Bedürfnis des Anthroposophischen. Daher darf die Hoffnung ausgesprochen werden, daß die Menschheit wirklich aus dem Naturalismus heraus sich entphilistert, ent-pedantisiert, entbotokudisiert. Sie steckt im Philistertum, in der Pedanterie, in dem Botokudentum mit dem Abstrakten, mit dem Theoretischen, mit dem bloß Wissenschaftlichen, mit dem sogenannten Praktischen — denn wirklich praktisch ist das ja nicht — tief darinnen und braucht Schwung. Und ehe nicht dieser Schwung da ist, kann eigentlich Anthroposophie nicht recht gedeihen, denn in einem unkünstlerischen Elemente wird sie kurzatmig. Sie kann frei nur atmen in einem künstlerischen Elemente. Wird sie richtig verstanden, wird sie auch zum Künstlerischen führen, ohne daß sie vom Erkenntnismäßigen nur irgend etwas im Geringsten weggibt. … (Rudolf Steiner GA 276. Das Künstlerische in seiner Weltmission.)

(3) Siehe Herbert Wimbauer: Der Fall Prokofieff.


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