Die wenigen Bücher von Siegfried Werner Munk gehören für mich, neben denen von Herbert Wimbauer, zu dem mit Abstand besten an echter anthroposophischer Sekundär-Literatur, die ich kenne. Als Antworten oder Echo von Menschen auf die Taten Rudolf Steiners den Geistwelten gegenüber sind sie enorm wichtig und gewichtig. Die Tatsache, dass sie geschrieben werden konnten auf Erden nach den Geistsiegen Rudolf Steiners, zählt! Diese Bücher hatten mir persönlich sehr viel zu sagen, und sie hätten den Menschen ganz allgemein heute unendlich viel zu sagen, dass es einfach unglaublich, ja unerträglich ist, zu sehen, dass sie noch nicht einmal mehr wirklich zu bekommen sind, weil sie kaum einer liest. Doch es gibt wirklich nichts besseres heute! Wirklich verstehen können die Bücher von Siegfried Werner Munk nur Menschen, die mit der Anthroposphie Rudolf Steiners gut vertraut sind. Wer eines dieser Bücher - besonders 'Michael gestern und morgen' - noch irgendwo her bekommen kann, der zögere nicht, kaufe und lese es! -

Auszug:

... Als Rudolf Steiner am 12. Januar 1910 in Stockholm zum ersten Mal über das Ereignis der Christus-Erscheinung im Ätherischen sprach, war dies der Beginn der Enthüllung des größten Geheimnisses unseres Zeitalters. In einer Reihe weiterer Vorträge in verschiedenen Städten breitete er die Darstellung dieses Mysteriums aus, in seinem ersten Mysteriendrama ist es mit der Gestalt der Seherin Theodora verknüpft und in dem Buch »Die geistige Führung des Menschen und der Menschheit« (GA 15) fand es einen weiteren Niederschlag vor der Öffentlichkeit. Viele Male findet man im Werk Rudolf Steiners die Tatsachen der Menschheitsentwicklung geschildert: Der Mensch ist im Anfang auf Erden noch ein Göttersohn, ein Genosse geistiger Wesenheiten, mit denen er während des Schlafes und in einem Zwischenzustand zwischen Wachen und Schlafen durch Hellsichtigkeit verbunden ist. Diese Götter-Gemeinschaft bestimmt sein ganzes Leben, sein physisches, vor allem aber sein seelisches Dasein. Durch den Einfluß Luzifers findet er mit der Zeit immer mehr Gefallen an der Erde und deren Wesen, verbindet sich mit diesen, steigt herab und seine wachsende Erdverbundenheit kommt in ein Stadium, wo er das Geistige und die geistige Welt mit ihren Wesenheiten bloß noch in Gedanken und Erinnerungen erfaßt. Seine Hellsichtigkeit ist dumpf und stumpf geworden, die Bilder — ehemals Ergebnis unmittelbarer geistiger Wahrnehmung — entziehen sich seinem Bewußtsein und werden zu Erinnerungsvorstellungen, erzeugt anhand von Überlieferung und Tradition. Ihn regiert der gehirngebundene Verstand und die Wahrnehmung der Sinneswelt. Vom Göttersohn ist er zum Menschensohn geworden. Der Preis, den er für die Erstarkung seines Selbstbewußtseins bezahlt, ist der Verlust der geistigen Welt; sie ist schließlich aus seinem Bewußtsein wie ausgeblendet. Aber damit entsteht die reale Gefahr, die Verbindung mit der geistigen Welt, die einst eine so intime und innige war, völlig zu verlieren und die Erstarkung des Ich im Sinne eines wachsenden Egoismus zu verstehen. Warum stieg der Christus auf die Erde herab und nahm für drei Jahre Wohnung im Leibe des Jesus von Nazareth? Warum wurde ein Gott ein Menschensohn? Um der Menschheit den Wiederaufstieg in die geistige Welt zu ermöglichen. Wollte der Mensch des Geistigen, seiner Heimat, seiner Wurzeln, nicht ganz verlustig gehen, so mußte er es willentlich in sein inzwischen erstarktes Ich-Bewußtsein aufnehmen, mußte den Geist im Ich erleben. Daher spricht Johannes der Täufer: die Reiche der Himmel, des Geistigen, sind herabgekommen, sind nahe zu euch gekommen, ändert euren Sinn, eure noch dem Alten verpflichtete Seelenverfassung, nehmet das Geistige in euer Ich auf! Abgeschnitten war der Mensch von der geistigen Welt, er konnte nicht mehr wie in alten Zeiten zu den Göttern emporsteigen, daher mußte Christus, der Gott, zu den Menschen herabsteigen, sodaß sie ihn physisch wahrnehmen konnten, denn anders hätten sie ihn nicht annehmen können. Und weil der Mensch nicht mehr hellsehend aus sich herausgehen konnte, appellierte Johannes an das Ich, das in sich für die geistige Welt so erwarmen kann, daß der Wahrheitssinn im gewöhnlichen Bewußtsein angeregt wird und durch das Ich die geistige Welt begriffen werde. Damit beginnt ein Lernprozeß, der eine persönliche Hinwendung zur Christus-Wesenheit voraussetzt. Wußte der Mensch uralter Zeiten automatisch: es gibt eine geistige Welt, so muß sich der moderne Mensch diese Tatsache aus dem Ich heraus erarbeiten. „Glaubt daran, daß durch die Entfaltung der in eurem Ich liegenden Möglichkeiten selbst, mit der Hilfe des Christus, der Weg in die geistigen Welten gefunden werden kann. Denn nur so wird die Menschheit zunächst den Geistfinden können. " (GA 118 / 27.1.1910) Und seit dem Mysterium von Golgatha können Menschen durch Anschauen des Lebens und der Taten des Christus Jesus den Zusammenhang mit der geistigen Welt wiederfinden. Damit beginnt die Umkehr: der Menschensohn soll wieder Göttersohn werden. Der Mensch wird all die Erarbeitungen des Erdendurchgangs in den Aufstieg zur geistigen Welt mitnehmen, sie dieser entgegentragen, wenn er nicht mehr dem rein Egoistischen verhaftet ist, wo alles genußreiche Leben in seinem Ich eingeschlossen bleibt. Der Mensch und die Menschheit hatten noch eine bestimmte Zeit, um in Himmelsferne ihre Verbindung mit der Erde zu pflegen und auszubauen. Das Ichbewußtsein wurde weiter gestärkt am Widerstand, den die Erde mit ihrer Materie bot. Der Materialismus nahm seinen Lauf und feierte gewaltige Triumpfe im Gang der Jahrhunderte. Nehmen Menschen den Christus-Impuls nicht in ihr Herz und Gemüt auf, so verdorren die Seelen vollends. Das ist die große Gefahr der heutigen Zeit. 1899 endete das Kali Yuga, das schwarze, finstere Zeitalter und ein lichtes Zeitalter erhebt sich langsam. Heute, in der Zeit der größten Veräußerlichung und Geistferne, harrt die Erscheinung des Christus im Ätherischen, dieses größte Geheimnis unseres Zeitalters, der Menschen, die es ergreifen und in ihre Seelen aufnehmen wollen.

 

Rudolf Steiner hat der Gegenwart diese Offenbarung gebracht: Langsam entwickeln sich im Menschen neue Seelenfähigkeiten, die tief ins Leben eingreifen. Erst wenige werden es heute bemerken und wenigen wird die Entwicklung zunächst zuteil, aber immer mehr Menschen sollen im Laufe der nächsten Zeiten davon ergriffen werden. Sie erleben als Menschen der Jetztzeit ihr Ich-Bewußtsein stark, doch sie haben auch Ahnungen, Eindrücke, Gefühle, wie wenn sie in einer ganz anderen Welt lebten; schattenhaft taucht diese andere Welt in ihrem Bewußtsein auf: sie beginnen das Ätherische wahrzunehmen. Sie sehen ätherische Formen, die das Physische umgeben, sehen schattenhaft den menschlichen Ätherleib, wie wenn man im Menschen so etwas wie einen zweiten Menschen sieht; es wird ihnen der Zusammenhang tieferer Ereignisse im Ätherischen erkennbar. Auch befallen sie Eindrücke von Vorgängen im Ätherischen, die sich wenige Tage später im Physischen erfüllen. Der Zusammenhang der physischen mit der ätherischen Welt tritt in ihr Bewußtsein. Und ein weiteres geschieht, das sich wie eine karmische Vorausschau ausnimmt. Bei irgendeiner Handlung, die man vollzieht, stellt sich eine Art Traumbild vor die Seele und man erkennt: das hängt mit deinem Handeln zusammen. Aus der Geisteswissenschaft heraus wird man wissen: dieses Nachbild zeigt die karmischen Folgen deines Tuns an. Aber nicht nur dies, es zeigt sich auch ein Bild des karmischen Ausgleichs, der geschehen muß, damit sich die Seele weiterentwickle. So wird Karma im Bilde zur Realität. Diese neue Fähigkeit erwächst daraus, daß sich im Menschen das Gewissen betätigt. Durch das Gewissen bereitet sich die Seele zu ihrer Vervollkommnung und Weiterentwicklung vor. Das Gewissen erweist sich als ein Samen in der heutigen Zeit, als ein Keim, der neue höhere Fähigkeiten aus sich heraustreibt, die nicht dem Egoismus dienen, sondern dem Menschheitsfortschritt. Und in dieser Wahrnehmung der genannten Dinge und Vorgänge erscheint auch der Christus in ätherischer Gestalt. In Übereinstimmung mit der Menschheitsentwicklung, mit den Veränderungen in Seelenleben und Gemütsverfassung, tritt der Christus Jesus für den modernen Menschen nicht mehr im physischen Gewande auf, wie dies vor zweitausend Jahren notwendig war, jetzt zeigt er sich auf dem Astralplan in Äthergestalt für diejenigen, die ihn dort wahrnehmen können. Nicht mehr steigt der Christus zu den Menschen herab, sondern der Mensch erhebt sich zu ihm hinauf! Dieses Hinaufsteigen ist eine Bedingung, die in der Entwicklung des menschlichen Bewußtsein begründet liegt. Obwohl die Fähigkeit des Äthersehens im Grunde allen Menschen zuteil wird, ist damit doch eine bestimmte Voraussetzung verbunden. Geisteswissenschaft will die Menschen auf dieses Ereignis vorbereiten, damit es nicht verschlafen werde. Sie kann dem Menschen dazu verhelfen, daß er in sich die Reife heranbilde, um den Christus im Ätherischen wahrzunehmen, ihm würdig gegenüberzutreten. Es werden Erscheinungen auftreten, die nur durch Geisteswissenschaft zu begreifen sind. ...

 

...  Und die Fähigkeiten zum Verständnis des Christus-Ereignisses..und der folgenden Ereignisse, die müssen hier auf dieser Erde erworben werden. Und diejenigen Menschen, welche sich hier auf der Erde diese Fähigkeiten jetzt erwerben durch die geisteswissenschaftliche Verkündigung, die werden durch die Pforte des Todes diese Fähigkeiten durch tragen. Nicht etwa bloß durch die Einweihung, sondern durch die verständnisvolle Hinnahme der geisteswissenschaftlichen Verkündigung erwirbt man sich die Fähigkeiten, die Möglichkeit, auch in der geistigen Welt zwischen dem Tod und einer neuen Geburt das Christus-Ereignis wahrzunehmen. " (GA 118 / 6.2.1910)

 

Man kann Rudolf Steiners Ausführungen so verstehen, daß der gute Wille und die innere Bereitschaft, das Wiedererscheinen des Christus im Ätherischen mit Würde empfangen zu wollen, ein Versäumnis verhindern wird, daß jedoch ein achtloses, hochmütiges, von materialistischem

Sinn verderbtes Bewußtsein mit entsprechender Haltung das Ereignis verschläft. Es werden dann diejenigen, die es erwarten, verspottet. Auch das Ausweichen auf falsche Christusse, von denen gewiß eine Anzahl auftreten werden, und das Propagieren der Wiedergeburt des Christus im Physischen, wird es unmöglich machen, dem wahren Ereignis zu begegnen. „Alles, was in Zukunft geschehen kann, ist in gewissem Grade in den Willen der Menschheit gestellt, so daß die Menschen auch verfehlen können, was zu ihrem Heile ist." (GA 121 / 17.6.1910)


ZURÜCK ZUR STARTSEITE