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Für die Christen unter den Anthroposophen sehr zu empfehlen.

 Ich gebe zu, mir fällt es äußers schwer, mich zurückzuhalten bei Menschen, die ein so wichtiges Buch tatsächlich meinen, öffentlich kritisieren zu müssen. Noch dazu in unserer so vieles entscheidenden Zeit und dann auch noch als sogenannte "Anthroposophen"! Man möchte ja auch nicht lieblos sein Menschen gegenüber, denen das eigentliche Herz der Anthroposophie scheinbar bisher noch nicht aufgegangen ist. Dieses Buch spricht ausreichend für sich selbst. Allein auf den ersten Seiten ist alles bereits so klar und schön auf den Punkt gebracht worum es geht, dass ein Missverstehen in meinen Augen nur Unreife oder Mutwilligkeit sein kann. Ehrliche Religiosität und Liebe zu Christus, und damit ein reales geistiges Leben sind leider längst eine Seltenheit im anthroposophischen Umfeld geworden. Und dies offenbart sich mir persönlich zurzeit ganz besonders an den Reaktionen einiger sogenannter "Geisteswissenschaftler" auf Judith von Halle. Vielen wird Anthroposophie so heute möglicherweise ungeahnt zum Gericht. Vielen bekommt sie tatsächlich gar nicht gut, was allerdings nicht an der wunderbaren Anthroposophie Rudolf Steiners liegt, sondern an dem falschen Umgang mit ihr; daran, dass bei allem angelesenen "Kopf-Wissen" die Herzensbildung versäumt, das Herzensdenken nicht entwickelt wird. Bei der Fülle an Geistesgaben, die Rudolf Steiner uns geschenkt hat, ist es auch gar nicht so einfach, sich nicht bloß zu überfressen, ein für uns persönlich gesundes Maß zu halten und dafür zu sorgen, ausreichend zu verdauen, um wenigstens einigermaßen moralisch hinterher kommen zu können, was sonst schnell hässliche Blüten treiben kann. Ich kenne das selber auch. Ja ich behaupte sogar, dass jeder, der aufrichtig mit sich selber ist und Liebe zur Anthroposophie hat, dies zumindest bis zu einem gewissen Grade kennen lernen wird besonders in den Anfangsjahren: Den Höhenflug der Gedanken! Man glaubt sich bereits am Ziel, denn man hat eine erste Berührung mit dem Geist in Form von Begriffen. Man nimmt mit der Geisteswissenschaft - gerade wenn man viel studiert - etwas äußerst kraftvolles, das Denken vitalisierendes auf, das den Intellekt durchfeuert und in Schwung bringt. Was dann aber auch schnell dazu führen kann, dass man geradezu rechthaberisch, tyrannisch, und zu einem geisteswissenschaftlichen Kritikaster wird, der grundsätzlich alles besser weiß, wenn nicht parallel zum Studium das moralische Leben gepflegt wird. Und damit ist - auch wenn Rudolf Steiner davon spricht, was sich leicht mit vielen Stellen in der GA belegen ließe - das innere religiöse Leben gemeint, die Wachheit des Herzens, und damit vor allem unsere individuelle Beziehung zu Christus. Wer diese nicht ausreichend sucht, der entwickelt die unter Anthroposophen so sehr verbreitete Geistige-Hofart. Er wird durch sein vermeintliches "okkultes Wissen", hochmütig. Solchen Menschen ist Demut dann ganz fremd, ja geradezu unangenehm, und sie interpretieren alles Religiöse und Fromme gerne als etwas "Unzeitgemäßes", "Katholisches", ja sogar als "Erkenntnisfeindschaft"  usw., da sie in ihrem Überflug gar nicht ahnen, dass es überhaupt keine reale Gotteserkenntnis geben kann, ohne Demut und die Gnade der höheren Welten. Selbst beim allerersten Studium der anthroposophischen Geisteswissenschaft gibt es in Wahrheit keinen einzigen wirklich tieferen Erkenntnismoment ohne die Gnadenwirkung von Oben; egal was sich der irdische Intellekt dabei auch einbilden mag. Rudolf Steiner sagte 1911 bereits in GA 134, Dritter Vortrag: (...) "Das Urteilen in sich, unabhängig von aller Offenbarung, ist ein luziferisches Wesen in uns". (...). In diesem Vortragszyklus ist indirekt so einiges erklärt über den falschen Umgang mit Anthroposphie. Wer glaubt, dass es ausschließlich unser Fleiß ist, von dem unser Erkennen abhängt - es sozusagen ganz in unserer persönlichen ''Macht'' steht, Gott zu schauen - der täuscht sich gar sehr. Unsere persönliche Arbeit, all unser Streben und Sehnen schafft bestenfalls die notwendige Basis oder das Gefäß, in dass sich möglicherweise die Gnade der Erkenntnis ergießen kann. Es gibt ja doch unzählige weltkluge Menschen heute, die nichts aus der Anthroposophie ziehen können, die einige Bücher Rudolf Steiners lesen, und in ihnen regt sich bloß Widerspruch, weil es noch nicht an der Zeit für sie ist. Sie bekommen die erkennede Gnade der Geistwelt nicht, da sie noch nicht wirklich bereit dazu sind, dass ihnen tiefere Erkenntnis geschenkt wird. Und selbst unter solchen, die sich heute zur Anthroposophie bekennen, gibt es viele, die gar kein moralisches Leben aus Ihr entwickeln wollen oder können. Doch den Intellekt mit Informationen zu füllen, selbst wenn es okkulte Informationen sind, ist noch lange keine Geist-Erkenntnis! Nur was moralisch fruchtbar wird, ist wahr und wirkt über den Tod hinaus ins höhere Selbst. Und man darf sich ganz sicher sein, dass da, wo keine Demut ist, auch kein christlicher Geist lebt, nicht Gott ist, und somit auch keine wirkliche Erkenntnis stattfindet. Die vielen ungesunden Entwicklungen im Umgang mit der Anthroposophie heute zeigen doch, dass es weit mehr braucht zum Geistesleben, als bloßes Studium okkulter Schriften. In gesunder zeitgemäßer Weise geistig urteilsfähig und somit ein Stück weit freier soll und will uns die Anthroposophie sicher machen; aber nicht zu selbstgerechten Päpsten und Richtern, die keine Demut mehr kennen, weil sie dergleichen für "überholt" halten. (Schlechter kann man für Anthroposophie heute gar nicht wirken in der Welt!) Die Geisteswissenschaft Rudolf Steiners wurde mittlerweile von zu vielen an sich gerissen, die gar keine Christen sind. Und wohl auch nur deshalb überlesen oder ignorieren solche Menschen dann chronisch all die vielen Stellen innerhalb der GA mit den so ernsten Ermahnungen Rudolf Steiners zur Demut des Geheimschülers. Und auch nur solche Menschen können dann behaupten, dass Judith von Halle in diesem Buch sozusagen "demutsvolle Erkenntnislosigkeit" lehren würde, was absolut lächerlich und als Unterstellung schlichtweg unwahrhaftig ist. Zudem ist es vollkommen widersinnig, denn wozu schreibt Frau von Halle dann bitte ihre Bücher und hält Vorträge? Wer dergleichen behauptet, hat ganz Entscheidendes nicht verstanden; besonders bei Rudolf Steiner nicht, der sich gerade die Vereinigung der Kainiten und Abeliten als wichtigstes Ziel für die Zukunft gesetzt hat. Denn die korrumpierte einseitige Abel-Strömung (Kirche), ebenso wie die korrumpierte einseitige Kain-Strömung (materialistische Wissenschaft oder bloß intellektuell erfasste Geisteswissenschaft) führen nicht zum Leben. Wenn sich der Erkenntnisbaum des Todes nicht mit dem Baum des Lebens liebevoll-religiös verbindet, wenn Anthroposophie uns nicht zu Christus führt, weil wir selber sie ent-christen, dann führt sie uns in den Tod der Seele und wird in uns nur zum weiteren Fraß für Ahriman. -

 

 

(Siehe im Zusammenhang mit anthroposophischer Arbeit auch Punkt 172. in Nur Gedanken)
oder  Das Männliche und das Weibliche im anthroposophischen Arbeiten


Michael Kiske


... Da ist es notwendig, dass, wenn man auch nicht viel redet über den Begriff der Gnade, man ihn praktisch aber sehr übt. Und jeder Okkultist ist sich heute darüber klar, dass dieser Begriff der Gnade zu seiner inneren Lebenspraxis in einem ganz besonderen Grade gehören muss. Wie ist das gemeint? Das ist so gemeint, dass man heute, ganz unabhängig von den Evangelien und jeder Überlieferung, über die tiefsten Wahrheiten, insofern sie mit dem Christentum zusammenhängen, forschen kann. Dass aber alles, was mit einer gewissen Erkenntnisbegierde verbunden ist, mit einer Sucht, so schnell als möglich zu einer gewissen Summe von Begriffen zu kommen, dass alles das, wenn auch nicht in vollständigen Irrtum, so doch ganz sicher in eine Entstellung der Wahrheit hineinführen wird. Wer sich also sagen würde: Ich muss, da ich doch einmal okkultistisch vorbereitet bin, mir Aufklärung verschaffen, wie zum Beispiel die Paulus-Briefe oder das Matthäus-Evangelium in ihrem Inhalt zu erkennen sind, — wer das unternehmen wollte und glauben würde, er könne in einem gewissen Zeitpunkt damit fertig werden, der wird sich ganz gewiss täuschen. Man kann diese Dokumente ja menschlich durchdringen, aber alles was gewusst werden kann, das kann heute nicht bekannt werden. Denn da gibt es ein goldenes Wort gerade für den okkult Forschenden: Geduld haben und warten, bis nicht wir die Wahrheiten erfassen wollen durch uns sondern bis sie zu uns kommen. ... Diese Begierde des Erkennens zu unterdrücken, ist notwendig für die heutige Zeit. Man soll sich vielmehr sagen: Die Gnade hat mir eine gewisse Anzahl von Wahrheiten gebracht, und ich werde geduldig warten, bis weitere Wahrheiten mir zuströmen. Es ist heute wirklich ein gewisses passives Verhalten gegenüber den Wahrheiten mehr notwendig als vielleicht vor zwanzig Jahren. Das ist aber nötig, weil unsere Geistsinne erst ganz heranreifen müssen, um die Wahrheiten in ihrer richtigen Gestalt in uns hereinzulassen. Das ist eine praktische Lehre in Bezug auf die Erforschung der geistigen Welten, besonders in ihrem Verhältnis zu dem Christus-Ereignis. Es ist grundfalsch, wenn die Menschen glauben, ergreifen zu können, was ihnen in einer gewissen passiven Weise zuströmen soll. Denn dessen müssen wir uns bewusst sein, dass wir das, was wir sein sollen, doch nur sein können, insofern wir von den geistigen Mächten gewürdigt werden, dies oder jenes zu sein. Und alles, was wir tun können an Meditationen, Kontemplationen und so weiter, ist im Grunde genommen nur dazu da, um unsere Augen zu öffnen, nicht, um die Wahrheiten zu ergreifen, die zu uns kommen müssen, denen wir nicht nachlaufen dürfen. ...

(Rudolf Steiner. GA 131. Von Jesus zu Christus. 4. Vortrag, Karlsruhe, 8. Oktober 1911)

... Höhe des Geistes kann nur erklommen werden, wenn durch das Tor der Demut geschritten wird. ... Und ebenso weiß man, wenn man die Anfangsgründe der Geheimwissenschaft kennt, dass jedes in der Seele entwickelte Gefühl wahrer Devotion eine Kraft entwickelt, die in der Erkenntnis früher oder später weiter führen kann. ...

(Rudolf Steiner. Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten. GA 10)




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